Eine Kolumne von Daniel Fetz
In der letzten Kolumne haben wir uns mit Wettkämpfe auseinander gesetzt, wozu diese eigentlich gut sind etc. Ganz eng angeknüpft wollen wir uns heute mit dem Thema Judging befassen. Welche System gab und gibt es? Was wollen Judge sehen? etc…
Die IWWF (Internationale Wasserski und Wakeboard Federation) waren die ersten und jahrelang auch die einzigen die Cable Titel Wettkämpfe ausgetragen haben (erste WM 2001). Erst später (ca. ab 2008) hat sich die WWA (World Wakeboard Association) dann auf einmal dazu entschlossen neben ihren Bootsbewerben auch im Cable Business mit zu mischen.
Bei der IWWF fängt die Wettkampfstrecke (der Run) erst nach einer halben Runde an und dauert dann eine weitere drei viertel Runde. Je nach Lift Länge gehen sich pro Run zw. 5 und 10 Tricks aus. Es werden immer zwei Runs gefahren wobei nur der bessere Lauf gewährtet wird. Wenn man also einmal stürzt ist nicht gleich alles verhaut. Und wenn der ersten Run bereits ausreichend sitzt kann man im zweiten ans Limit gehen.
Früher wurden beide Runs zusammen gezählt, dadurch braucht man ein extrem großes Trick Repertoire, man dürfte quasi nicht stürzen und für die Zuseher waren die Ergebnisse extrem schwer nachvollziehbar, da man so viele Läufe nie im Kopf miteinander vergleichen konnte.
Viel mehr Spannung entstand auch durch das einführen der Reverse-Start-Order (erst ab dem Semifinale). Das heißt, der beste Fahrer vom ersten Lauf startet im zweiten Run zum Schluss usw.
Früher gab es 3 Scores (Wertungen) pro Judge (Minimum sind 3 Judges), der Einfachheit halber sind es nun nur mehr 2 Scores pro Jury nämlich Tech (Was) und Impression (Wie) mit je maximal 10 Punkten. Zum Glück ist es nicht mehr wie früher, wo man oft mehrere Stunden bis zur Siegerehrung auf die Ergebnisse warten musste. Seit einigen Jahren verwendet die IWWF das Livescoring, das heißt nach jedem Fahrer kommen sofort die Ergebnisse (Live Results) auf allen Screens (Docksreen), evtl. auch auf einer Videowall und aufjendfall auch online im Internet auf www.cablewakeboard.net. Oft kann man dort sogar einen Livestream ansehen.
Bei der WWA geht die Wettkampf Strecke gleich vom Start los und endet nach ein bisschen mehr als einer Runde. Wenn man stürzt wird man wieder rausgezogen, ähnlich wie beim Boot. Dafür gibt es keinen zweiten Run. Wer also hier gewinnen will, stürzt also besser nicht. Oft mischt die WWA zwei Format, nämlich das Head-to-Head also Man gegen Man mit dem traditionellem Gruppen System. Sehr typisch für die WWA sind die kleinen Gruppen (oft nur 4 Leute) bei den Vorentscheidungen. Das macht es leichter für die Jury, nachvollziehbar für den Zuseher aber zu einem Glücksspiel für die Fahrer.
Die WWA Judges geben je nur einen Score ab und jeder Judge hat ein eigenes Aufgabenfeld (Flat Tricks 30%, Obstacles 30% und Composition 40%), meiner Meinung nach hat hier der Composition Judge mit seiner Wertigkeit zuviel macht und es hängt somit meist alles an einer Person.
Die WWA bittet leider keine Live Results an und Live Webcasting kommt auch sehr selten vor.
Wass wollen Judges eigentlich sehen? Egal ob IWWF oder WWA, eigentlich wollen sie ziemlich das gleiche sehen, die WWA hat das ganze in dem Wort D.R.I.V.E. schön zusammen gefasst was für folgende 5 Kriterien steht: Difficulty – Risk in the Run – Variety – Intensity (Höhe…) – Execution (Landung…)
Variety steht dafür, dass man abwechslungsreiche Kombinationen zeigen soll aus: Backroll Tricks, Raley Tricks (darunter fällt auch S-bend), Frontflip Tricks und Whip-Tricks (Belair, Eggroll,…). Tricks sollten auch Toeside und nicht nur Heelside angefahren werden, Regular und Goofy und Rotationen sollen Backside und Frontside gedreht werden.
Es geht einfach darum die Jury in diesem einen Moment zu überzeugen, zu verzaubern und vielleicht sogar zu überraschen.
Seit 15 Jahren nehme ich an Wakeboard Wettkämpfen teil und ich habe schon sehr viele Diskussionen über Ergebnisse gesehen. Ganz egal was man ändert und welches Judging System man her nimmt, bin mir sicher unzufriedene Fahrer wird es immer geben. Aber es ist nun mal so das in einem Wettkampf Enttäuschung und Freude ganz nah aneinander liegen.
Manche suche Schuldige und schimpfen vielleicht über die Entscheidungen der Judges. Es ist definitiv kein dankbarer Job aber man muss sich im klaren sein das die Jury ein ganz anderes Bild, nämlich ein ganzheitliches, vom Wettkampf hat.
Rechnen wir es mal durch, wir haben 8 Fahrer in einer Gruppe, sagen wir jeder macht durchschnittlich 8 Tricks in zwei Läufen dass heißt wir haben bis zu 8*8*2=128 Tricks gesehen.
Wenn man das nicht mitschreibt oder aufgeschrieben sieht, kann man sich nur an Stücke des Puzzles erinnern. Du erinnerst dich vielleicht an Stücke wie ein paar fette Tricks aber nicht dass da keine Grabs waren oder Fahrer A: auf der hälfte des Sliders runterkam, einen schlechten letzten Kicker oder keinen Toeside Trick hatte etc.
Zurück zur Mathematik, von diesen 128 Tricks zählt nur ein Lauf, also bleiben noch 64 Tricks über die ein Judge miteinander vergleichen, werten, reihen muss und das so schnell wie möglich.
Judges sind Menschen und keine Hochleistungs-Rechenmaschinen. Meiner Meinung nach werden Judges oft überladen und unter Zeitdruck gesetzt. Daraus können Fehler entstehen oder Entscheidungen die vielleicht nicht gründlich überdacht sind. Aber wie man sieht, in den letzten Jahren hat sich bereits vieles verbessert und bin mir sicher es wird auch noch einiges kommen um das Judging beim Wakeboarden nachvollziehbarer und transparenter für Zuseher, Medien und Fahrer zu gestalten. .
Ich wünsche euch einen schönen Herbst!
Beste Grüße
Fetzy